Monzer Al-kasser

Der Prinz von Marabella, "Der Pfau"


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1. Biographie

Monzer al-Kassar wurde 1945 in der nordsyrischen Stadt Nebek, nahe Damaskus geboren. Er hatte einen älteren Bruder, Ghassan, der ebenfalls ein erfolgreicher Drogen und Waffenhändler war. Ghassan heiratete die Tochter von General Ali Dubah, dem Chef des syrischen Geheimdienstes, der unter anderem für die Überwachung der Rauschmittel Produktion im besetzten Libanon zuständig war. Ghassan und Monzers Vater war ein Diplomat, der als Botschafter in Kanada und Indien diente. 1981 heiratete Kassar die 17-jährige Raghdaa Habbal, die Tochter einer prominenten syrischen Familie aus Beirut. Sie bekamen drei Töchter und einen Sohn.[1]

 

Kassar’s Ein- und Ausfuhrfirma hatte ihren Sitz in Wien. Die Firma war spezialisiert auf Waffen aus Osteuropa. 1984 identifizierte die amerikanische Drug Enforcement Agency (DEA) Kassar als den für die Verteilung von Heroin und Haschisch in Frankreich, Italien und Spanien zuständigen „Drogenboss“. Eine Zeit lang lebte Kassar am Sloane Square in London. Nachdem die britischen Behörden ein Schiebergeschäft enttarnten, welches Drogen aus London herausschmuggelte, um diese für Waffen zu verkaufen, die dann von Europa in den Libanon gebracht wurden, verbrachte er etwas weniger als zwei Jahre in einem britischen Gefängnis. Insgesamt tauchte Kassar in 75 DEA Ermittlungen über einen Zeitraum von 20 Jahren auf. 2003 brandmarkte ihn schließlich ein UN-Bericht als einen Brecher internationaler Handelsbeschränkungen. Er soll UN Waffenembargos in Kroatien, Bosnien und Somalia gebrochen haben. [2]

 

Sein Einstieg ins Waffengeschäft war ein Auftrag der jemenitischen Regierung Gewehre und Pistolen aus Polen zu kaufen, wo Kassar in den 1980ern als Handelsbeauftragter für den Jemen arbeitete. Dies schuf eine Handelsbeziehung durch welche er dem polnischen Militär bis 2002 bei illegalen Waffengeschäften half.[3]

 

In Europa brachte ihm sein üppiger Lebensstil auf seinem Anwesen in Marbella in Spanien, wo er mit seiner Frau und Kindern lebte, im Laufe seiner Karriere den Spitznamen „Der Prinz von Marabella“ ein. In der arabischen Welt dagegen war er als „Der Pfau“ bekannt.[4]

 

Die amerikanische Drug Enforcement Agency (DEA) setzte ein ehemaliges Mitglied der paramilitärischen Palästinensergruppe „Schwarzer September“, mit denen Kassar schon zuvor gearbeitet hatte, ein, um, unter dem Vorwand einen Kunden mit Waffenbedarf zu haben, eine Beziehung zu ihm auf zu bauen. Der „Kunde“ wurde von zwei kolumbianischen DEA Informanten verkörpert, die sich als FARC Repräsentanten ausgaben. Nach einer Reihe von Treffen im Jahr 2007 stimmte Kassar zu die Agenten mit fast 12000 Waffen zu beliefern, darunter tausende Maschinengewehre, Panzerfäuste und Boden-Luft Raketen. Die Waffen sollten von Herstellern aus Bulgarien und Rumänien erworben werden. Auf dem Weg nach Madrid, zu einem angeblichen Treffen mit einem führenden FARC Mitglied wurde Kassar auf Anweisung der USA von der spanischen Polizei verhaftet. Im Juni 2008 wurde er von Spanien an die USA ausgeliefert, wo er vor Gericht gestellt wurde.[5]

 

Während seines Gerichtsprozesses, in dem Kassar wegen der Verschwörung zum Mord an US-Bürgern und der Unterstützung einer ausländischen Terrororganisation angeklagt war, brachte seine Verteidigung Beweise über seine engen Beziehungen zu den spanischen Behörden, denen er über Jahre Informationen u.a. über den Terrorismus hatte zukommen lassen. Er wollte des Weiteren Beweise für seine Kooperation mit den amerikanischen Behörden vorlegen, dies wurde jedoch als irrelevant für den Fall und mögliches Sicherheitsrisiko eingestuft. Die Jury befand Kassar für schuldig und er wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Heute sitzt er seine Strafe in einem Bundesgefängnis in Marion, Illinois ab.[6]

 

Richter Rakoff sagte während des Verfahrens: „Ich denke es ist fair Herrn al-Kassar als Mann mit vielen Gesichtern zu bezeichnen.”[7]

 

2. Ausgewählte Fälle

Fall 1: Abbu Abbas, die Entführung der Achille Lauro

 

Kassar soll auch Waffen an Abu Abbas geliefert haben, der 1985, als Anführer der palästinensischen Befreiungsfront (PLO) die Entführung des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro vor der Küste Ägyptens anführte. Diese gipfelte in der Ermordung des, auf seinen Rollstuhl angewiesenen, amerikanischen Passagiers Leon Klinghoffer. Dieser wurde von den Entführern ermordet und anschließend über Bord geworfen.[8]

 

Fall 2: Somalia

 

Im Juni 1992, sechs Monate nachdem die UN ein Waffenembargo gegen Somalia verhängt hatten, organisierte und sponserte Kassar eine umfangreiche Waffenlieferung in die kriegsgeplagte Region. Zu dem Zeitpunkt benutze Kassar hauptsächlich polnische Waffenhersteller, mit welchen er seit den 80er Jahren in enger Beziehung stand. Als er im Mai dieses Jahres dabei war die Lieferung vorzubereiten, erregten seine normalen Papiere polnisches Aufsehen. Jedoch hatte die polnische Armee zugestimmt zu der selben Zeit, in der Kassar seinen Handel plante, eine beträchtliche Anzahl an Waffen an die neu gegründete lettische Armee zu spenden. Seine wichtigste polnische Kontaktperson Jerry Dembrowski, Direktor der polnischen Waffenfirma CENREX, freundete sich mit Jancis Dibrancs, dem Chef Einkäufer der lettischen Streitkräfte an. Dibrances willigte ein Dembrowski zu helfen, indem er Dokumente erstellte, die zeigten, dass die Waffen nach Lettland, nicht Somalia gebracht werden sollten. Dembrowski sicherte im Gegenzug zu, dafür zu sorgen, dass zusätzliche überschüssige polnische Waffen an Lettland geliefert würden. Die Lieferung, die schließlich in Somalia ankam enthielt 1000 Maschinenpistolen, 100 Handgranaten, 300 AK-47 Maschinengewehren, 160 reaktive Panzerbrüste, 10,000 Mörserbomben, and 3,450,000 Ladungen AK-47 Munition.[9] Die Waffen wurden an Ali Madhi Mohamed, den somalischen Präsidenten und Anführer der Militia geliefert. Während seiner Präsidentschaft verkaufte Präsident Mohamed eine Reihe an staatlichem Eigentum, darunter die gesamte somalische Flotte. Er nutzte diese Verkäufe, sowohl um sich selbst zu bereichern, als auch um Waffen für seine Militia zu beschaffen.[10]

 

Fall 3: Der Iran Contra Skandal

 

Der Iran Contra Skandal war ein höchst kontroverses illegales Abkommen bei dem die Amerikaner Waffen an den Iran lieferten, der damals mit einem US-Waffenembargo belegt war. Die Einnahmen wurden dann eingesetzt, um rechte Nikaraguanische Rebellen, die so genannten Contras, zu unterstützen, die die linke Sadinista Regierung stürzen wollten.

 

Unter anderem erwarb die Scheinfirma „Enterprise“ des damaligen Mitarbeiters des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Oliver North, illegal Waffen im Wert von $2.2mio von Kassar. Das Geld wurde zwischen 1985 und 186 über ein Schweizer Bankkonto gezahlt, welches von North kontrolliert wurde. Im Gegenzug erhielt North hundert Tonnen Sturmgewehre und Munition. Diese Waffen wurden von der polnischen Firma Cenzin gekauft und später in ein CIA Lager in den USA geschafft, von wo sie zu den Contras gebracht wurden.[11]

 

3. Other accusations

 

* Laut der Washington Post sei Kassar in die Vermittlung von Teilen eines chinesischen Luftabwehrschiffs an für den Iran involviert gewesen sein.[12]

*Ein Bericht in der amerikanischen Kongressbibliothek wirft ihm vor Waffen an eine Iranische Paramilitärgruppe und Sprengkörper an einen bekannten brasilianischen Terroristen verkauft zu haben.[13]

* Kassar wird vorgeworfen den sunnitischen Aufstand im Irak unterstützt zu haben.[14]

 

4. Additional information

Literatur und Artikel zu Monzer al-Kassar

 

Morstein, Manfred Pate des Terrors (Piper, 1990)

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